Wie die Initiative „Mobile Ready Hero Images“ den mobilen Online-Handel verändert
Wer mir ein neues Produkt zeigen will, macht das entweder auf dem Smartphone oder er kann es gleich bleiben lassen.
Mark Zuckerberg
Mark Zuckerberg wusste schon 2014, dass wir immer häufiger mit kleinformatigen Mobilgeräten im Internet unterwegs sein würden. Und wer sich ein wenig umsieht, stellt fest: Viele starren in jeder freien Minute gebannt auf ihr Smartphone.
Dabei scrollen sie allerdings nicht nur durch endlose Facebook-Threads oder schauen Katzenvideos. Sie erledigen auch ihre Bankgeschäfte. Und sie kaufen ein. Und wie!
Die Zahl mobiler Zahlungen am Black Friday 2018 lag 42 % über der des Vorjahres. [1] 90 % der Verbraucher verwenden mehrere Geräte für alltägliche Erledigungen und 40 % nutzen ihr Mobilgerät für die Einkaufsrecherche. [2]
https://www.pixelunion.net/blog/mobile-ecommerce-stats/
Es liegt auf der Hand: Die Leute shoppen immer mehr per Smartphone. Für die Präsentation von Produkten ergeben sich dadurch einige Probleme. Einfach nur das Standardbild verkleinern funktioniert nämlich nicht.
Mit dem im August 2018 von GS1 herausgegebenen Leitfaden „Mobile Ready Hero Images“ haben Unternehmen nun einen einheitlichen Ansatz für die mobiltaugliche Produktpräsentation zur Hand.
GS1 ist eine gemeinnützige Organisation, die globale Standards für die Lieferkette erstellt. Am ehesten bekannt ist sie wohl für die Harmonisierung von Barcodes: GS1-Barcodes werden sechs Milliarden Mal am Tag gescannt.
Die globalen Standards von GS1 gehen jedoch weit über die Balkenmuster auf Verpackungen hinaus. Sie werden von unzähligen Unternehmen verwendet, darunter bekannte Marken, multinationale Handelsketten und stationäre Einzelhändler.
Die Verbraucher müssen bestimmte Informationen kennen, wenn sie die Schaltfläche „In den Warenkorb“ antippen. Auf dem Smartphone ist das allerdings schwierig, denn bei den kleinen Bildern wird Text schnell unleserlich. Fast alle wichtigen Produktinformationen sind dann nur noch als Pixelmuster zu sehen.
Im Idealfall müssen potenzielle Käufer aber auf einen Blick vier zentrale Produktmerkmale sehen können.
Beim Online-Shopping müssen vier Dinge auf einen Blick zu sehen sein: Marke, Produkttyp, Produktvariante und Packungsgröße. Ist dies nicht der Fall, erhalten Kunden möglicherweise das falsche Produkt und der Einzelhändler riskiert vermehrte Retouren. Das ist und bleibt eine große Herausforderung im Online-Handel.
Der Leitfaden „Mobile Ready Hero Images“ von GS1 soll die Präsentation von Produkten für den mobilen Online-Handel standardisieren.
Mobile Ready Hero Images sind optimierte Produktfotos, deren Elemente auf kleinen Displays deutlich zu erkennen sind und die die vier zentralen Merkmale klar vermitteln.
Jedes Element eines solchen Bilds muss zur Erkennbarkeit des Produkts beitragen. Tut es das nicht (Beispiel: unleserlicher Text), kann es problemlos entfernt werden. Die Hauptinformationen – Marke, Produkttyp, Produktvariante und Packungsgröße – haben dann mehr Platz. Manchmal reicht das Aufräumen und Vergrößern aber nicht und eines (oder mehrere) der zentralen Merkmale muss neben den Packshot verschoben werden.
Bei der Darstellung von Produkten auf Mobilgeräten bestimmen spezifische Einschränkungen die Größe des verfügbaren Platzes. Der maximal verfügbare Platz wird als „Mobile Ready Hero Image Canvas“ bezeichnet und kann je nach Online-Händler variieren. Auf dieser Fläche erscheinen alle Elemente zur eindeutigen Produktidentifizierung: digitale Verpackung und nebenstehende Elemente.
Als vereinfachter, auf Lesbarkeit optimierter Packshot muss die digitale Verpackung das Markenprodukt und die vier zentralen Produktmerkmale so klar wie möglich zeigen. Das Bild sollte den Canvas möglichst ausfüllen und darf nur die vier zentralen Elemente enthalten.
Mit etwas Glück ist auf dem Packshot genügend Platz für die vier zentralen Merkmale. Ist das nicht der Fall, können überzählige Elemente daneben in einem speziellen Gestaltungselement (Balken, Scheibe, Medaillon o. Ä.) platziert werden.
Selbst wenn der Platz für die vier Elemente ausreicht, soll manchmal noch ein Umweltzeichen oder eine ähnliche Zusatzinformation auf das Bild. Auch diese kann neben dem Packshot stehen. In jedem Fall empfiehlt sich aber eine gleichförmige Gestaltung. Für Mobile Ready Hero Images gelten als Repräsentant der Marke die gleichen Markenrichtlinien wie für jedes andere Werbemittel.
Ein Mobile Ready Hero Image ist in wenigen Schritten erstellt:
Zunächst werden alle nicht benötigten Elemente vom Packshot entfernt. Dadurch gibt es mehr Platz für die zentralen Merkmale, deren größere Darstellung Klarheit und Lesbarkeit auf kleinen Displays gewährleistet. Anschließend werden die Elemente für zusätzliche Informationen erstellt, die keinen Platz auf dem Packshot finden.
An sich ist es nicht schwierig, Markenrichtlinien für solche mobiltauglichen Abbildungen aufzusetzen. Die Anwendung der Richtlinien hat es jedoch in sich. Wird die Bilderstellung nicht automatisiert, gerät der Prozess schnell außer Kontrolle. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Varianten benötigt werden, muss man einfach die Anzahl der verschiedenen Mobilshop-Anforderungen und -Spezifikationen mit der Zahl der Produkte, Varianten und Verpackungsgrößen multiplizieren. Man kommt schnell auf tausende Bilder und lässt die Idee, diese manuell zu produzieren, gerne wieder fallen. Die einzige Möglichkeit, solches Material in großem Maßstab zu generieren, besteht im Einsatz fortschrittlicher Dokumentintelligenz.
Diese lässt sich dann auch noch durch eine Live-Verbindung zu einem Product Information Management- oder Digital Asset Management-System erweitern. Jegliche Änderungen an den Produktinformationen oder dem verwendeten Material werden so automatisch an alle Bildvarianten weitergegeben.
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Bild auf Mobiltauglichkeit zu testen. Vom Engineering Design Centre der University of Cambridge gibt es dafür ein spezielles Tool.
Für einen fachgerechten Test können Bilder auch in einer Bildbearbeitungssoftware weichgezeichnet werden: Ein Gaußscher Weichzeichner mit einem 34-Pixel-Radius über einem Bild mit 3000 x 3000 Pixeln zeigt in etwa, wie dieses auf einem Mobilgerät in einer Größe von 16 x 16 mm bei einem Betrachtungsabstand von 40 cm aussieht.
Für den Test auf die Schnelle kann man auch einfach die Augen zusammenkneifen. Sind die vier zentralen Merkmale dann noch zu erkennen, ist das Bild brauchbar.
Allerdings: Alle für die automatische Mobile Ready Hero Image-Erstellung erforderlichen Technologien gibt es schon. Die meisten Hersteller haben bereits jetzt große Teile davon im Einsatz. Dreh- und Angelpunkt bilden hier intelligente Vorlagen. Sie automatisieren weitgehend die Erstellung der vielen Bildvarianten und zwar unter Einhaltung des GS1-Standards und der Markenrichtlinien.
Den GS1-Leitfaden für Mobile Ready Hero Images gibt es hier: https://www.gs1.org/standards/Mobile-Ready-Hero-Image/1-0
Marketing
Piet Saegeman
16. Aug. 2019
Produkt
Ward De Langhe
22. Nov. 2024